„Alleweil ein wenig lustig“ – Ständchen zum 331. Geburtstag Valentin Rathgebers am 01.04.2013 in der Alten Aula Münnerstadt |
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Den Beginn machte man mit dem Concerto 8 aus Opus VI. Nachdenklich-sehnsuchtsvolle Passagen wechselten mit durchaus fröhlichen Anklängen ab. Ein sehr schöner Einstieg, der Lust auf mehr machte. Aber auch ein Stück, an dem sich zahlreiche Charakteristika vom Kompositionsstil Rathgebers zeigten: einerseits nachdenklich – was gut zu seiner von ihm komponierten Kirchenmusik passt – andererseits die Lebensfreude des Protagonisten, aber auch der ganzen Epoche des Barock ausdrückend, der auch heitere und lebensbejahende Stücke en masse in seinem Repertoire hat. Das Wetter meinte es mit den Musikern und den Zuhörern gut: pünktlich zum Konzert gab sie sich ein Stelldichein und erleuchtete die Alte Aula. Doch nicht nur Musik wurde auf sehr hohem Niveau geboten: auch über das Leben Rathgebers wurde in den Zwischenpassagen immer wieder erzählt. Diesen Part hatte Christel Keß übernommen, die selbst aus Oberelsbach, dem Geburtsort Rathgebers stammt. Mit dem Lied „Vom April-gehen“ entführten Susanne Handwerker am Sopran und Berhold Gaß am Klavier die Zuhörer in den bevorstehenden Frühling. Dass Rathgeber Sinn für feine Ironie hat und durchaus auch die Unsitten seiner Umgebung zu geißeln verstand, zeigte das Quodlibeticum „Der große Prahler“. Mit viel Spott wusste er die Untugenden solcher Zeitgenossen, deren Typus leider die Zeiten überlebt hat, zu verspotten.
Ein „gefährliches Lied“ stand dann mit dem „Von Erschaffung Adam und Eva“ auf dem Programm. Seinerzeit war das Stück zensiert worden. Den Zuhörern in der Alten Aula führte es aber vor Augen, dass Rathgeber ein nicht zu strenger Kirchenmann gewesen ist, sondern bei ihm immer wieder der Sinn für Humor durchblitzt. Eine Freude war es außerdem zu sehen und zu hören, wie gut Gaß am Klavier und Handwerker als Sopranisten harmonierten. Nach der Pause stand dann unter anderem das Concerto 7 aus dem Opus VI auf dem Programm. Berthold Gaß (Klavier), Carola Kroczek und Reinhard Wilimsky (Violine) sowie Erik Wiesner (Cello) gaben dieses interessante Stück Rathgebers zum Besten. Weitere Weisen folgten und als die Sängerin – natürlich nur gespielt – sich zu singen weigerte, musste das Publikum einspringen und selbst dafür sorgen, dass es mit dem „Alleweil ein wenig lustig“ weiterging. Die Zuhörer zeigten sich als erstaunlich textsicher. Doch was Berthold Gaß sich d Das Konzert war äußerst gelungen. Die Musiker, allesamt Laien – von der Angestellten über den Architekten bis hin zum Gymnasiallehrer und zum Regierungsrat im Innenministerium – brillierten mit ihrem Spiel und faszinierten so das Publikum. Besonders muss die Leistung von Susanne Handwerker als Sopranistin gelobt werden. Ihr gelang es, mit ihrer sympathischen Art die Zuschauer zu verzaubern und mit ihrer schönen und klaren Stimme die Werke Rathgebers in einer solchen Weise zu interpretieren, dass dieser stolz gewesen wäre. Man merkte allen Musikern und der Sängerin an, dass sie vom Werk Rathgebers begeistert sind, was sich auch in ihrer Spielweise zeigte. Nach rund zwei Stunden reiner Konzertzeit wurden die rund 75 Zuhörer aus der Alten Aula entlassen. Der Festschmaus aus Hauptmahl und Konfekt hatte jedem gemundet, wie sich auch am Applaus zeigte. Das Team vom Kultourismus im Schloss, das den Abend organisierte und in der Pause für das leibliche Wohl der Gäste verantwortlich zeichnete, hatte ebenfalls hervorragende Arbeit geleistet und mit dafür gesorgt, dass der Abend etwas ganz besonderes wurde.
Wer mehr über Johann Valentin Rathgeber wissen will, der hat dazu im Henneberg-Museum in Münnerstadt Gelegenheit. Die Wanderausstellung „Johann Valentin Rathgeber (1682-1750) – Leben – Werk – Bedeutung“ entführt in die Welt des großen Komponisten. Dort kann man das umfangreiche Schaffen und Leben Rathgebers hautnah erkunden und auch weitere Stücke hören, die seinen Werken entnommen sind. Bis zum 23. Mai kann die Ausstellung von Dienstag bis Sonntag (10 – 17 Uhr) besucht werden. (Björn Hein M.A.)
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Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 21. April 2013 um 10:51 Uhr |