Am 11. Oktober 2008 veranstaltete die Valentin-Rathgeber-Gesellschaft Oberelsbach e.V. in der Katholischen Wallfahrtskirche St. Kilian eine Festliche Barockvesper. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand die Vespera solemnis Opus II/2 von Valentin Rathgeber. Der sehr abwechslungsreiche Vespergottesdienst dauerte etwa 80 Minuten. Wenn diese Mal eine Vesper wie vor dem II. Vaticanum gefeiert wurde, dann nicht aus traditionalistischen Gründen, sondern vielmehr um der geistlichen Musik Rathgebers auch den liturgischen Rahmen zu geben, für den sie geschrieben worden ist. In diesem Kontext entfaltet diese Musik ihre besondere Wirkung. Von einer konzertanten Aufführung wurde deshalb bewusst abgesehen. Pfarrer Andreas Bosl aus Oberelsbach war gerne bereit, bei diesem Projekt mitzuwirken.
Es wurde bewusst eine kleine Besetzung gewählt, die der Praxis zur Zeit Rathgebers sehr nahe kommt. Das Solistenquartett bestand aus Edith Eyring (Sopran) Sonja Rahm (Alt), Mathias Hüttner (Tenor) und Paul Back (Bass). Das Solistenquartett wurde von Mitgliedern des Thüringisch-Bayerischen Kammerorchesters sowie den Klarinettistinnen Katharina Fell und Janna Olfen schwungvoll begleitet. Die Gesamtleitung hatte Berthold Gaß.
Während die Vesper nach dem II. Vatikanum einige Kürzungen und Umstellungen erfuhr, wurde dieses Mal die originale Abfolge der Texte und Gesänge eingehalten. Im Gegensatz zu heutigen Vespergottesdiensten bestand die Vesper nämlich zu Rathgebers Zeit aus insgesamt sogar fünf Psalmen. Auch der Hymnus wurde damals nicht wie heute am Anfang der Vesper gesungen, sondern am Schluss. Die Eigentexte und Antiphonen der Barockvesper wurden dem Fest des Heiligen Franziskus entnommen, dessen Oktavtag mit dieser Vesper gefeiert wurde.
Pfarrer Bosl nahm den Vorsitz der Vesper ein und intonierte gekonnte die kirchentonalen Antiphonen, auf die das Solistenquartett jeweils antwortete. Darauf leitete der Organist Erasmus Gaß jeweils zu den einzelnen Psalmvertonungen Rathgebers über, eine Praxis, die schon zu Rathgebers Zeit gebräuchlich war. Zwischen den Psalmen erfreute Frau Christl Kess durch ausgewählte Texte zu den einzelnen Psalmen, die nicht nur informierten, sondern auch geistliche Impulse der Gottesdienstgemeinde gaben. Pfarrer Bosl hielt vor dem Magnifikat, dem Lobgesang Mariens, eine hervorragend und prägnante Homilie zum Heiligen Franziskus. Danach ehrte Pfarrer Bosl die beiden Organisten Berthold und Erasmus Gaß für ihren 30jährigen unermüdlichen Organistendienst in der katholischen Wallfahrtskirche Oberelsbach mit der Goldenen Ehrennadel der Diözese Würzburg.
Insgesamt ist das von der Valentin-Rathgeber-Gesellschaft initiierte Projekt, eine Vesper wie zur Zeit Rathgebers aufzuführen, den Veranstaltern vollauf geglückt. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht die einzige solche Veranstaltung bleiben wird.