Datum

Beschreibung

03.04.1682

Hans Valentin Rathgeber wird als sechstes Kind des aus Brend stammenden, Lehrers, Kantors und Organisten Valentin Rathgeber und seiner Frau Anna in Oberelsbach geboren. Der Vater wird wohl dem jungen Hans Valentin die erste musikalische Ausbildung auf den Tasteninstrumenten und der Geige erteilt haben.

14.02.1701

Rathgeber ließ sich an der Alma Mater Juliana in Würzburg als Logicus (Rhetorik, Mathematik, Rechtswissenschaft) immatrikulieren. Bald hat er sich auch der Theologie zugewandt.

01.07.1704

Rathgeber wird für vier Wochen als "theologiae studiosus" probeweise zum Schulmeister an der zum Juliusspital gehörigen Waisenhausschule beschäftigt. Wahrscheinlich gehörte Rathgeber schon vorher zum Musaeum Julianaeum, einem akademischen Gymnasium, das gleichfalls zum Juliusspital gehört. Vermutlich wurde Ratgeber vom ebenfalls aus Oberelsbach stammenden Kanonikus Dr. Johann Kiesner für diesen Posten empfohlen.

16.03.1707

Erneut wird Rathgeber auf seine Entlassung hingewiesen. Er darf aber noch bis zum 24. April im Juliusspital wohnen. Wegen seiner musikalischen Fähigkeiten wird Rathgeber als Kammerdiener vom Abt Kilian Düring an das Benediktinerkloster Banz berufen.

26.11.1707

Entweder aus Neigung oder aus Versorgungsgründen tritt Rathgeber als Novize in den Konvent von Banz ein.

06.12.1708

Schließlich feiert Rathgeber bereits ein Jahr später seine Profeß im Kloster Banz.

21.09.1709

Rathgeber empfängt im Würzburger Kiliansdom die Subdiakonatsweihe.

20.09.1710

Rathgeber empfängt im Würzburger Kiliansdom die Diakonatsweihe.

19.09.1711

Wiederum in Würzburg wird Rathgeber zum Priester geweiht.

18.10.1711

Rathgeber feiert Primiz in seinem Orden. Als Ordensnamen trug er seitdem seinen zweiten Taufnamen Valentin.

1721

Rathgeber veröffentlicht Opus I.  Es handelt sich hierbei um 8 Meßkompositionen des Typus der missa brevis. Diese Meßkompositionen sind durch Kürze, Einfachheit, aber auch lieblicher Harmonik geprägt. Bereits 1728 erscheint eine zweite Auflage, die überdies noch zwei Requien enthält.

1723

Rathgebers Opus II bietet Vespern im prunkvollen konzertierenden Stil; es handelt sich hierbei um teilweise feierliche, teilweise kürzere Vesperzyklen mit meist 5 Psalmen und Magnificat.

1725

Mit Opus III legt Rathgeber einen Zyklus von 9 Messen des Typs der Missa solemnis vor. Auch dieses Werk war sehr beliebt und es folgte binnen Jahresfrist eine zweite Auflage.

1726

Rathgeber veröffentlicht Opus IV, eine Sammlung von instrumental begleiteten Offertoriumskompositionen.

1727

Opus V befriedigt den kirchenmusikalischen Bedarf an Marianischen Antiphonen für das gesamte Kirchenjahr.

1728

Rathgeber veröffentlicht zum ersten Mal mit Opus VI ein reines weltliches Instrumentalwerk. Als nach der Veröffentlichung seiner ersten Werke auch Kritik an seinem Schaffen laut wurde, entschied sich Rathgeber für eine groß angelegte Werbetour, um seine Werke der geneigten Öffentlichkeit vorzustellen und auf die jeweiligen Bedürfnisse des Marktes besser eingehen zu können.

22.10.1729

Rathgeber verläßt angeblich ohne Zustimmung des Abtes sein Klosters um eine neunjährige Werbefahrt zu unternehmen.

1730

Wahrscheinlich begibt sich Rathgeber über Würzburg und Mainz ins Rheinland und hielt sich dort vorübergehend im Benediktinerkloster St. Maximin in Trier auf. Dort entstand wohl auch Opus VII, eine Sammlung von 10 solennen Messen für alle Feste des Kirchenjahres, die er dem dortigen Abt Nikolaus Paccius widmete.

1731

Unter den Eindruck des allmählichen Kräfteverfalls und Todes des Abtes Nikolaus entstand Opus VIII, eine Sammlung von 6 Requien und 2 Libera me. Rathgeber verläßt Trier und wird über Stuttgart den Bodenseeraum erreicht haben.

09.09.1731

Rathgeber hält sich in der Abtei Muri im Kanton Aargau auf und widmet dem dortigen Fürstabt Gerold Haimb anläßlich seines Abtjubiläums eine Messe, die vor kurzem wieder entdeckt wurde. Wahrscheinlich hat er auch auf den dortigen bedeutenden Orgeln der Stiftskirche gespielt.

29.11.1731

Rathgeber besucht das Züricher Musicollegium und läßt dort Proben seiner musikalischen Wissenschaft sehen und hören.

1732

Rathgebers nächstes Opus IX war ein Vesperzyklus, den er dem Grafen Ernst von Montfort widmete. Dieser residierte in den Schlössern Tettnang und Langenargen. Noch im selben Jahr erschienen Rathgebers Opus X, eine Sammlung von je 8 lateinischen und deutschen Arien, und Opus XI, bestehend aus 36 Hymnen. Die Texte der Geistlichen Arien stammen wahrscheinlich von Rathgeber persönlich. Aus den Widmungen ist zu erschließen, daß Rathgeber bei seiner Reise durch die Nordschweiz auch ins Zisterzienserkloster Wettingen im Kanton Aargau und ins Benediktinerkloster Pfäfers im Kanton St. Gallen kam.

1733

Das nächste Werk Rathgebers erschien in zwei Bänden. Den ersten Band von Op XII widmete Rathgeber dem Pfarrer von Wasserburg Dr. Melchior Sauter. Es handelt sich hierbei um 6 Missae rurales, also ländliche Messen, die den beschränkten Möglichkeiten auf dem Lande Rechnung trugen. Auch dieses Werk war sehr beliebt und es folgte im Jahr 1743 eine zweite Auflage. Den zweiten Teil von Opus XII widmet Rathgeber Dr. Anton Cajetan von Unertl, dem Propst des Kollegiatsstiftes Habach. Im Gegensatz zum ersten Teil legt Rathgeber nun 6 missae civiles, also anspruchsvollere Stadtmessen, vor. Anonym erschien noch im selben Jahr die erste Tracht des Tafel-Confectes.

1734

In diesem Jahr veröffentlicht Rathgeber Opus XIII, bestehend aus je 6 Miserere und Tantum ergo, die er dem Abt Maximilian Rest von Scheyern widmete. Wahrscheinlich  besuchte Rathgeber zu dieser Zeit auch seinen Verleger Johann Jakob Lotter in Augsburg. Nun wandte sich Rathgeber nach Osten. Noch im selben Jahr publizierte Rathgeber die ersten beiden Teile seines dreiteiligen  Offertoriumszyklus Opus XIV für alle Herren- und Heiligenfeste des Kirchenjahres. Den ersten Teil widmete er dem  Fürstabt der Benediktiner-Reichsabtei St. Emmeram in Regensburg Anselm Godin; als Mäzen für den zweiten Teil konnte Abt Joscio Hamberger von Niederaltaich gewonnen werden.

1735

Auch in diesem Jahr war Rathgeber sehr produktiv. So veröffentlichte er den dritten Teil von Opus XIV, den er entweder dem Abt des Benediktinerklosters Melk Berthold Dietmayr oder dem Abt der Zisterzienserklöster Heiligenkreuz bei Wien und St. Gotthard in  Westungarn Robert Leeb widmete. Vielleicht hat er auch bei beiden Äbten Druckkostenzuschüsse erschlichen, ohne daß diese davon wußten. Möglicherweise hat aber auch ein Abt der Bitte Rathgebers um finanzielle Unterstützung nicht entsprochen.

2./14.10.1735

Rathgeber weilt im Benediktinerkloster Pannonhalma in Ungarn und widmet dem Erzabt Benedek Sajghó sein Opus XV, eine Sammlung von 50 Offertorien für die gewöhnlichen Sonntage. Diese sind im stylo antico notiert und können auch A Capella aufgeführt werden. Nachdem er aber unfreundlich aus dem Kloster gewiesen wurde, widmete Rathgeber dasselbe Opus dem Abt Carl Fetzer des Schottenstiftes in Wien.

1736

Rathgeber widmet Opus XVI, bestehend aus  24 Marianischen Antiphonen wiederum zwei unterschiedlichen Äbten: dem Abt der Benediktinerabtei St. Lambrecht in der Steiermark Kilian Werlein oder aber dem Prinzipal der Österreichischen Jesuitenprovinz Franz Molindes. Im selben Jahr erschien noch Opus XVII, wiederum ein Vesperzyklus, den er dem Superior von Mariazell Ernst Freiherr von Girardi widmete. Darüberhinaus veröffentlichte Rathgeber mit Opus XVIII eine Sammlung von 6 Lauretanischen Litaneien, für die bislang noch kein Mäzen gefunden wurde.

1737

Wiederum anonym erscheint eine weitere Tracht des Tafel-Confectes.

02.09.1738

Nach fast neunjähriger Abwesenheit kehrt Rathgeber wieder in sein Heimatkloster zurück. Angeblich wurde er zur Strafe in ein unterirdisches Gefängnis gesperrt. Wahrscheinlich hat man ihn von den übrigen Mönchen aber nur isoliert, um Erkundigungen und weitere Weisungen einzuholen.

19.09.1738

Nach einer Generalbeichte und einer Profeßerneuerung wird Rathgeber wieder in den klösterlichen Konvent aufgenommen. Im selben Jahr widmet Rathgeber Opus XIX, eine Sammlung von vier solennen Messen mit eingefügten Konzerten, seinem neuen Abt Gregor Stumm, ähnlich wie er schon 1721 das erste Werk seinem Abt Benedikt Lurz zugeeignet hat.

1739

Mit Opus XX veröffentlicht er eine weitere Sammlung von 30 leicht ausführbaren Offertorien. Vermutlich in diesem Jahr erscheint wiederum anonym auch die Dritte Tracht des Tafelkonfektes, wie die Verlagskataloge belegen.

1741

In diesem Jahr erscheint Rathgebers letztes  kirchenmusikalische Werk, von dem bislang kein Exemplar aufgefunden werden konnte.

1743

Mit Opusculum XXII veröffentlicht Rathgeber eine Sammlung von 60 leichten Schlagarien für das Tasteninstrument. Scheinbar waren diese liebenswürdigen Spielstücke sehr beliebt; denn bereits 1750 wurde eine zweite Auflage besorgt. In den letzten Lebensjahren schrieb Rathgeber noch viele Aufsätze, handschriftliche Kompositionen und eine Autobiographie; leider ist nichts  hiervon erhalten.

16.07.1744

Rathgeber weilt als Kurgast in Kissingen

02.06.1750

Nach längerer Krankheit, wahrscheinlich der Gicht oder einem Schlaganfall, verstarb Rathgeber, der zeit seines Lebens als einer der beliebtesten und einflußreichsten Komponisten Süddeutschlands galt.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.