P. Valentin Rathgeber (1682-1750) ist wohl der bedeutendste und bekannteste mainfränkische Komponist, der als genialster und produktivster Kleinmeister des Barocks unter den zahlreichen Klosterkomponisten seiner Zeit gilt.
Auf den folgenden Seiten finden Sie Wissenswertes zu Leben und Werk Valentin Rathgebers.
Eingehendere Informationen erhalten Sie auch im Rathgeberzimmer des Ersten Deutschen Tabakpfeifenmuseums Oberelsbach, wo Sie unter anderem am Multimedia-PC in der Komplettzusammenstellung der gedruckten Werke Rathgebers stöbern können.
Datum |
Beschreibung |
03.04.1682 |
Hans Valentin Rathgeber wird als sechstes Kind des aus Brend stammenden, Lehrers, Kantors und Organisten Valentin Rathgeber und seiner Frau Anna in Oberelsbach geboren. Der Vater wird wohl dem jungen Hans Valentin die erste musikalische Ausbildung auf den Tasteninstrumenten und der Geige erteilt haben. |
14.02.1701 |
Rathgeber ließ sich an der Alma Mater Juliana in Würzburg als Logicus (Rhetorik, Mathematik, Rechtswissenschaft) immatrikulieren. Bald hat er sich auch der Theologie zugewandt. |
01.07.1704 |
Rathgeber wird für vier Wochen als "theologiae studiosus" probeweise zum Schulmeister an der zum Juliusspital gehörigen Waisenhausschule beschäftigt. Wahrscheinlich gehörte Rathgeber schon vorher zum Musaeum Julianaeum, einem akademischen Gymnasium, das gleichfalls zum Juliusspital gehört. Vermutlich wurde Ratgeber vom ebenfalls aus Oberelsbach stammenden Kanonikus Dr. Johann Kiesner für diesen Posten empfohlen. |
16.03.1707 |
Erneut wird Rathgeber auf seine Entlassung hingewiesen. Er darf aber noch bis zum 24. April im Juliusspital wohnen. Wegen seiner musikalischen Fähigkeiten wird Rathgeber als Kammerdiener vom Abt Kilian Düring an das Benediktinerkloster Banz berufen. |
26.11.1707 |
Entweder aus Neigung oder aus Versorgungsgründen tritt Rathgeber als Novize in den Konvent von Banz ein. |
06.12.1708 |
Schließlich feiert Rathgeber bereits ein Jahr später seine Profeß im Kloster Banz. |
21.09.1709 |
Rathgeber empfängt im Würzburger Kiliansdom die Subdiakonatsweihe. |
20.09.1710 |
Rathgeber empfängt im Würzburger Kiliansdom die Diakonatsweihe. |
19.09.1711 |
Wiederum in Würzburg wird Rathgeber zum Priester geweiht. |
18.10.1711 |
Rathgeber feiert Primiz in seinem Orden. Als Ordensnamen trug er seitdem seinen zweiten Taufnamen Valentin. |
1721 |
Rathgeber veröffentlicht Opus I. Es handelt sich hierbei um 8 Meßkompositionen des Typus der missa brevis. Diese Meßkompositionen sind durch Kürze, Einfachheit, aber auch lieblicher Harmonik geprägt. Bereits 1728 erscheint eine zweite Auflage, die überdies noch zwei Requien enthält. |
1723 |
Rathgebers Opus II bietet Vespern im prunkvollen konzertierenden Stil; es handelt sich hierbei um teilweise feierliche, teilweise kürzere Vesperzyklen mit meist 5 Psalmen und Magnificat. |
1725 |
Mit Opus III legt Rathgeber einen Zyklus von 9 Messen des Typs der Missa solemnis vor. Auch dieses Werk war sehr beliebt und es folgte binnen Jahresfrist eine zweite Auflage. |
1726 |
Rathgeber veröffentlicht Opus IV, eine Sammlung von instrumental begleiteten Offertoriumskompositionen. |
1727 |
Opus V befriedigt den kirchenmusikalischen Bedarf an Marianischen Antiphonen für das gesamte Kirchenjahr. |
1728 |
Rathgeber veröffentlicht zum ersten Mal mit Opus VI ein reines weltliches Instrumentalwerk. Als nach der Veröffentlichung seiner ersten Werke auch Kritik an seinem Schaffen laut wurde, entschied sich Rathgeber für eine groß angelegte Werbetour, um seine Werke der geneigten Öffentlichkeit vorzustellen und auf die jeweiligen Bedürfnisse des Marktes besser eingehen zu können. |
22.10.1729 |
Rathgeber verläßt angeblich ohne Zustimmung des Abtes sein Klosters um eine neunjährige Werbefahrt zu unternehmen. |
1730 |
Wahrscheinlich begibt sich Rathgeber über Würzburg und Mainz ins Rheinland und hielt sich dort vorübergehend im Benediktinerkloster St. Maximin in Trier auf. Dort entstand wohl auch Opus VII, eine Sammlung von 10 solennen Messen für alle Feste des Kirchenjahres, die er dem dortigen Abt Nikolaus Paccius widmete. |
1731 |
Unter den Eindruck des allmählichen Kräfteverfalls und Todes des Abtes Nikolaus entstand Opus VIII, eine Sammlung von 6 Requien und 2 Libera me. Rathgeber verläßt Trier und wird über Stuttgart den Bodenseeraum erreicht haben. |
09.09.1731 |
Rathgeber hält sich in der Abtei Muri im Kanton Aargau auf und widmet dem dortigen Fürstabt Gerold Haimb anläßlich seines Abtjubiläums eine Messe, die vor kurzem wieder entdeckt wurde. Wahrscheinlich hat er auch auf den dortigen bedeutenden Orgeln der Stiftskirche gespielt. |
29.11.1731 |
Rathgeber besucht das Züricher Musicollegium und läßt dort Proben seiner musikalischen Wissenschaft sehen und hören. |
1732 |
Rathgebers nächstes Opus IX war ein Vesperzyklus, den er dem Grafen Ernst von Montfort widmete. Dieser residierte in den Schlössern Tettnang und Langenargen. Noch im selben Jahr erschienen Rathgebers Opus X, eine Sammlung von je 8 lateinischen und deutschen Arien, und Opus XI, bestehend aus 36 Hymnen. Die Texte der Geistlichen Arien stammen wahrscheinlich von Rathgeber persönlich. Aus den Widmungen ist zu erschließen, daß Rathgeber bei seiner Reise durch die Nordschweiz auch ins Zisterzienserkloster Wettingen im Kanton Aargau und ins Benediktinerkloster Pfäfers im Kanton St. Gallen kam. |
1733 |
Das nächste Werk Rathgebers erschien in zwei Bänden. Den ersten Band von Op XII widmete Rathgeber dem Pfarrer von Wasserburg Dr. Melchior Sauter. Es handelt sich hierbei um 6 Missae rurales, also ländliche Messen, die den beschränkten Möglichkeiten auf dem Lande Rechnung trugen. Auch dieses Werk war sehr beliebt und es folgte im Jahr 1743 eine zweite Auflage. Den zweiten Teil von Opus XII widmet Rathgeber Dr. Anton Cajetan von Unertl, dem Propst des Kollegiatsstiftes Habach. Im Gegensatz zum ersten Teil legt Rathgeber nun 6 missae civiles, also anspruchsvollere Stadtmessen, vor. Anonym erschien noch im selben Jahr die erste Tracht des Tafel-Confectes. |
1734 |
In diesem Jahr veröffentlicht Rathgeber Opus XIII, bestehend aus je 6 Miserere und Tantum ergo, die er dem Abt Maximilian Rest von Scheyern widmete. Wahrscheinlich besuchte Rathgeber zu dieser Zeit auch seinen Verleger Johann Jakob Lotter in Augsburg. Nun wandte sich Rathgeber nach Osten. Noch im selben Jahr publizierte Rathgeber die ersten beiden Teile seines dreiteiligen Offertoriumszyklus Opus XIV für alle Herren- und Heiligenfeste des Kirchenjahres. Den ersten Teil widmete er dem Fürstabt der Benediktiner-Reichsabtei St. Emmeram in Regensburg Anselm Godin; als Mäzen für den zweiten Teil konnte Abt Joscio Hamberger von Niederaltaich gewonnen werden. |
1735 |
Auch in diesem Jahr war Rathgeber sehr produktiv. So veröffentlichte er den dritten Teil von Opus XIV, den er entweder dem Abt des Benediktinerklosters Melk Berthold Dietmayr oder dem Abt der Zisterzienserklöster Heiligenkreuz bei Wien und St. Gotthard in Westungarn Robert Leeb widmete. Vielleicht hat er auch bei beiden Äbten Druckkostenzuschüsse erschlichen, ohne daß diese davon wußten. Möglicherweise hat aber auch ein Abt der Bitte Rathgebers um finanzielle Unterstützung nicht entsprochen. |
2./14.10.1735 |
Rathgeber weilt im Benediktinerkloster Pannonhalma in Ungarn und widmet dem Erzabt Benedek Sajghó sein Opus XV, eine Sammlung von 50 Offertorien für die gewöhnlichen Sonntage. Diese sind im stylo antico notiert und können auch A Capella aufgeführt werden. Nachdem er aber unfreundlich aus dem Kloster gewiesen wurde, widmete Rathgeber dasselbe Opus dem Abt Carl Fetzer des Schottenstiftes in Wien. |
1736 |
Rathgeber widmet Opus XVI, bestehend aus 24 Marianischen Antiphonen wiederum zwei unterschiedlichen Äbten: dem Abt der Benediktinerabtei St. Lambrecht in der Steiermark Kilian Werlein oder aber dem Prinzipal der Österreichischen Jesuitenprovinz Franz Molindes. Im selben Jahr erschien noch Opus XVII, wiederum ein Vesperzyklus, den er dem Superior von Mariazell Ernst Freiherr von Girardi widmete. Darüberhinaus veröffentlichte Rathgeber mit Opus XVIII eine Sammlung von 6 Lauretanischen Litaneien, für die bislang noch kein Mäzen gefunden wurde. |
1737 |
Wiederum anonym erscheint eine weitere Tracht des Tafel-Confectes. |
02.09.1738 |
Nach fast neunjähriger Abwesenheit kehrt Rathgeber wieder in sein Heimatkloster zurück. Angeblich wurde er zur Strafe in ein unterirdisches Gefängnis gesperrt. Wahrscheinlich hat man ihn von den übrigen Mönchen aber nur isoliert, um Erkundigungen und weitere Weisungen einzuholen. |
19.09.1738 |
Nach einer Generalbeichte und einer Profeßerneuerung wird Rathgeber wieder in den klösterlichen Konvent aufgenommen. Im selben Jahr widmet Rathgeber Opus XIX, eine Sammlung von vier solennen Messen mit eingefügten Konzerten, seinem neuen Abt Gregor Stumm, ähnlich wie er schon 1721 das erste Werk seinem Abt Benedikt Lurz zugeeignet hat. |
1739 |
Mit Opus XX veröffentlicht er eine weitere Sammlung von 30 leicht ausführbaren Offertorien. Vermutlich in diesem Jahr erscheint wiederum anonym auch die Dritte Tracht des Tafelkonfektes, wie die Verlagskataloge belegen. |
1741 |
In diesem Jahr erscheint Rathgebers letztes kirchenmusikalische Werk, von dem bislang kein Exemplar aufgefunden werden konnte. |
1743 |
Mit Opusculum XXII veröffentlicht Rathgeber eine Sammlung von 60 leichten Schlagarien für das Tasteninstrument. Scheinbar waren diese liebenswürdigen Spielstücke sehr beliebt; denn bereits 1750 wurde eine zweite Auflage besorgt. In den letzten Lebensjahren schrieb Rathgeber noch viele Aufsätze, handschriftliche Kompositionen und eine Autobiographie; leider ist nichts hiervon erhalten. |
16.07.1744 |
Rathgeber weilt als Kurgast in Kissingen |
02.06.1750 |
Nach längerer Krankheit, wahrscheinlich der Gicht oder einem Schlaganfall, verstarb Rathgeber, der zeit seines Lebens als einer der beliebtesten und einflußreichsten Komponisten Süddeutschlands galt. |
P. Valentin Rathgeber hat ein umfangreiches Oeuvre hinterlassen, von dem uns nur ein Bruchteil erhalten ist. Anders wie viele seiner Zeitgenossen hat sich Rathgeber durch die Veröffentlichung seines Werkes an breite Volksschichten gewendet. Diesen Markt hat der Ökonom Rathgeber sorgfältig studiert und schließlich auch meisterhaft bedient. Für die einfachsten Verhältnisse schrieb er anspruchsvolle Musik, die sich durchaus mit der Musik an Fürstenhöfen messen konnte. Es wäre sicherlich ein lohnenswertes Feld für die Musikwissenschaft, gerade die gesellschaftskritischen Aspekte des Werkes Rathgebers herauszuarbeiten.
Das gedruckte Werk Valentin Rathgebers ist nun erstmalig komplett im Ersten Deutschen Tabakpfeifenmuseum Oberelsbach gesammelt und kann dort bequem mittels CD-Rom eingesehen werden. Die von der Internationalen Valentin-Rathgeber-Gesellschaft e.V. erstellte Komplett-Zusammenstellung erleichtert erheblich weitere Forschungs- und Editionsarbeiten, da die in Stimmheften publizierten Werke Rathgebers meist an unterschiedlichen Orten zu finden sind.
Mittels dieser Komplett-Zusammenstellung war es möglich, die Incipits der Handschriften mit den Drucken zu vergleichen. Dadurch wurden noch 55 neue handschriftliche Werke gefunden.
Der Löwenanteil des Werkes Rathgebers besteht aus geistlicher Vokalmusik, geschrieben für die unterschiedlichsten Anlässe. Allein die Anzahl der Drucke ist überwältigend:
164
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61
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42
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36
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16
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Psalmen
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15
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14
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13
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Requien
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11
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Miserere
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8
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6
|
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Tenebrae
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3
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Magnificat
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3
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2
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Libera
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2
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Komplet
|
1
|
insgesamt
|
397
|
An weltlicher Instrumental- und Vokalmusik hat Rathgeber noch folgende Werke veröffentlicht:
60
|
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Tafelkonfekt
|
39
|
Instrumentalkonzerte
|
24
|
insgesamt
|
123
|
Neben den gedruckten Werken hat Rathgeber noch weitere Werke hinterlassen, die als Handschriften überliefert sind:
Hymnen
|
19
|
Antiphonen
|
14
|
Offertorien
|
7
|
Litaneien
|
6
|
Messen
|
5
|
Magnificat
|
2
|
Psalmen
|
1
|
Requiem
|
1
|
insgesamt
|
55
|
Damit sind bislang 575 Werke von Rathgeber bekannt.
Alles in allem gilt das Urteil vom Benediktinerpater G. J. Schatt:
"Die übrigen musikalischen Kompositionen aber, die er nicht drucken ließ und die zum größten Teil religiös sind, bezeugen eine solche Fruchtbarkeit seines Geistes, daß kaum jemand glauben könnte, daß ein einziger Mann eine so vielseitige Tätigkeit entfalten konnte, wenn man es nicht gesehen hätte und vor Staunen starr geworden wäre."
Der Überlieferung zufolge habe Rathgeber ohne Erlaubnis seines Abtes das Kloster eigenmächtig verlassen, da er aufgrund seines aufgeregten Geistes mit der klösterlichen Ordnung nicht zurechtgekommen sei.
Sein musikalisches Talent war zu sehr aufgeregt, als daß es sich mit der stillen klösterlichen Ordnung befriedigen konnte. Doch gelang es ihm mehr als 20 Jahre durch musikalische Zerstreuungen sich ruhig zu verhalten; erst als sein Mißvergnügen die höchste Stufe erreicht hatte, wagte er an Abt Benedikt Lurz die Bitte um Erlaubniß, eine Geniereise zu machen, welche ihm verweigert wurde. Er begab sich also eigenmächtig d. 22. Oct. 1729 Morgens im gewöhnlichen Anzuge aus dem Kloster, ohne sich um das Fragen des Abts und anderer Standsgenossen um den Zweck seines Ausgangs zu bekümmern. (Jäck)
Die vorgeblich unerlaubte Reise Rathgebers wird aufgrund dieser Erzählung meist mit einer regelrechten Flucht aus der Enge des Klosters gedeutet. In den meisten Publikationen hat sich hierfür der Begriff „Geniereise“ eingebürgert. Der Begriff „Genie“ gehört allerdings erst einer geistesgeschichtlichen Bewegung der zweiten Hälfte des 18. Jh. an.
Eine echte Bildungsreise hat Rathgeber auch nicht unternommen. Sicherlich mag er sich im Kloster isoliert von den großen Entwicklungsströmen der Musik vorgekommen sein. Im Rahmen einer Weiterbildung hätte er aber die Zentren der Musiktheorie und -praxis in Italien aufsuchen müssen. Rathgeber begab sich aber in erster Linie an Zentren pfarrlichen und klösterlichen Lebens, wo er auf die Bedürfnisse der lokalen Aufführungspraxis eingehen konnte. Es ist eher unwahrscheinlich, daß er dort kompositorische Fähigkeiten weiterentwickeln konnte. Während seiner Fahrt studierte er ausgiebig die örtlichen liturgischen Gegebenheiten. Mit diesen Einsichten konnte er geschickt den Musikmarkt seiner Zeit bedienen und Gebrauchsliteratur für alle Zwecke anbieten. Interessanterweise hat sich der Kompositionsstil Rathgebers trotz der fast neunjährigen Reise kaum geändert.
Berechtigte Zweifel scheinen auch an der heroisch geschilderten Klosterflucht angebracht. Sicherlich war der Benediktiner Rathgeber an die stabilitas loci seines Ordens gebunden. Sein Abt konnte ihm sicher nicht die Erlaubnis zu einer groß angelegten Werbekampagne geben, da dies gegen die Statuten der Ordensregel verstoßen hätte. Er konnte aber seinen Mitbruder in Frieden ziehen lassen, wenn er dies schon nicht offiziell erlauben konnte. Rathgeber bekennt sich außerhalb der Klostermauern stets zu seiner Ordenszugehörigkeit und weist ausdrücklich darauf hin, daß die Veröffentlichung seiner Werke mit der Erlaubnis seines Abtes geschah. Überdies dürfte die Reiseroute Rathgebers seinem Abt angesichts der Verbindungen der einzelnen Klöster untereinander nicht unbekannt geblieben sein. Ähnliche Klosterflüchtlinge wie Benedikt Reindl aus Kloster Disentis wurden alsbald wieder in ihr Heimatkloster überführt.
Die Reise Rathgebers kann also adäquat weder als Geniereise noch als Bildungsurlaub, noch als Klosterflucht aufgefaßt werden. Die Gründe für ein Verlassen des Klosters müssen also andere sein. In der Beischrift zu Opus IV reagiert Rathgeber auf Kritik, die an seinem kompositorischen Schaffen geäußert wurde. Rathgeber mußte auf diese Kritik antworten. Er tat dies durch eine großangelegte Werbetour. Alle bislang gefundenen Quellen stimmen darin überein, daß Rathgeber seine Werke der geneigten Öffentlichkeit vortrug und für seine Kompositionsweise warb.
Die folgende Karte zeigt die aus den Widmungsvorreden und anderen archivalischen Belegen rekonstruierte Reiseroute:
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Die Komplettzusammenstellung der gedruckten Werke Rathgebers besteht aus insgesamt 10662 (10650) Seiten, verteilt auf 28 (27) Werksammlungen in 254 (249) Stimmheften.
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf die Werke, die unmittelbar von Rathgeber stammen, während die vierte Tracht des Tafelkonfekts allgemein Johann Caspar Seyfert zugeschrieben wird.
Wir bedanken uns bei allen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, die unser Vorhaben ideell und materiell gefördert haben, namentlich bei:
Dr. sc.techn. H.-R. Binz (Solothurn/CH)
Sr. M. Clara Bobst (Sarnen/CH)
Stefan Dell'Olivo (Zürich/CH)
P Lukas Helg (Einsiedeln/CH)
P Roman Hofer (Engelberg/CH)
Dir. Terézia Kaššayová (Martin/SLK)
Dr. Marianne Luginbühl (Frauenfeld/CH)
Dr. Erasmus Gaß
Berthold Gaß
Stefan Gaß
Op 1 1721 (21728) (R 295)
Titel: Oktava musica clavium octo musicarum in Missis octo musicalibus
Widmung: Abt Benedikt Lurz (Banz)
Inhalt: 8 Messen (+ 2 Requien in der 2. Auflage)
Besetzung: C (48) A (48) T (48) B (48) Vl 1 (52) Vl 2 (52) Vc (58) O (62) = 416 Seiten
Op 2 1723 (R 296)
Titel: Cornu Copiae Vesperarum diversarum
Widmung: Weihbischof Johann Bernhard Mayer (Würzburg)
Inhalt: 6 Vespern, 5 Psalmen, 2 Magnifikat, 4 Antiphonen, 1 Lauretanische Litanei
Besetzung: C (66) A (62) T (64) B (64) Vl 1 (72) Vl 2 (72) Vc (84) O (90) TL 1 (16) TL 2 (16) = 606 Seiten
Op 3 1725 (21726) (R 297)
Titel: Novena Principalis Constantiniana
Widmung: Abt Constantin von Buttlar (Fulda)
Inhalt: 8 Messen, 1 Requiem
Besetzung: C (68) A (68) T (68) B (68) Vl 1 (88) Vl 2 (88) Vc (86) O (90) TL 1 (34) TL 2 (34) = 692 Seiten
Op 4 1726 (R 299)
Titel: Sacra anaphonensis viginti quatuor Offertoria
Widmung: Abt Wilhelm Sölner (Ebrach)
Inhalt: 24 Offertorien
Besetzung: C (46) A (48) T (44) B (42) Vl 1 (60) Vl 2 (60) Vc (64) O (68) TL 1 (28) TL 2 (28) = 488 Seiten
Op 5 1727 (R 300)
Titel: Harmonia Mariano-musica
Widmung: Himmelskönigin und Jungfrau Maria
Inhalt: 6 marianische Litaneien, 15 Antiphonen, 2 Te Deum, 2 Miserere
Besetzung: C (48) A (48) T (40) B (42) Vl 1 (60) Vl 2 (60) Vc (66) O (68) TL 1 (20) TL 2 (20) Ty (12) = 484 Seiten
Op 6 1728 (R 321)
Titel: Chelys Sonora
Widmung: Hofrat Johann Georg Franz Lurz (Bamberg/Mainz)
Inhalt: 24 Instrumentalkonzerte
Besetzung: Vlp (74) Vl 1 (64) Vl 2 (62) Vc (50) O (54) CL 1 (20) CL 2 (16) = 340 Seiten
Op 7 1730 (R 301)
Titel: Decas Mariano-musica
Widmung: Abt Nikolaus Paccius (Trier)
Inhalt: 10 Messen
Besetzung: C (64) A (64) T (64) B (64) Vl 1 (74) Vl 2 (74) Vc (76) O (80) CL 1 (32) CL 2 (32) = 624 Seiten
Op 8 1731 (R 302)
Titel: Harmonia lugubris in refrigerium fidelium defunctorum conscripta
Widmung: Armen Seelen im Fegefeuer
Inhalt: 6 Requien, 2 Libera me
Besetzung: C (38) A (38) T (38) B (38) Vl 1 (46) Vl 2 (46) Vc (52) O (54) L 1 (28) L 2 (28) AT (28) TT (28) BT (28) = 490 Seiten
Op 9 1732 (R 303)
Titel: Psalmodia vespertina
Widmung: Graf Ernst von Montfort
Inhalt: 4 Vespern, 5 Psalmen, 1 Magnifikat, 1 Komplet
Besetzung: C (50) A (48) T (48) B (48) Vl 1 (58) Vl 2 (58) Vc (60) O (64) C 1 (14) C 2 (14) Ty (14) = 476 Seiten
Op 10 1732 (R 304)
Titel: Vox sonora decantans Arias XVI
Widmung: Abt Alberich Beusch (Wettingen)
Inhalt: 16 Soloarien
Besetzung: C (34) Vl 1 (32) Vl 2 (32) Va (20) Vc (36) O (40) = 194 Seiten
Op 11 1732 (R 305)
Titel: Columba sacra ad coelum gemens
Widmung: Abt Ambrosius Müller (Pfäfers)
Inhalt: 36 Hymnen
Besetzung: C (44) A (38) T (36) B (36) Vl 1 (54) Vl 2 (54) Vc (52) O (56) TL 1 (30) TL 2 (30) = 430 Seiten
Op 12a 1733 (21743) (R 306)
Titel: Missale tum rurale tum civile
Widmung: Pfarrer Dr iur utr Melchior Sauter (Wasserburg)
Inhalt: 6 Messe, 2 Requien
Besetzung: C (40) A (42) T (24) B (36) Vl 1 (40) Vl 2 (40) Vc (42) O (44) TL 1 (16) TL 2 (16) = 340 Seiten
Op 12b 1733 (R 307)
Titel: Missale tum rurale tum civile
Widmung: Propst Dr iur Anton Cajetan von Unertl (Habach)
Inhalt: 6 Messen
Besetzung: C (38) A (38) T (30) B (36) Vl 1 (42) Vl 2 (42) Vc (46) O (50) TL 1 (16) TL 2 (16) = 354 Seiten
Op 13 1734 (R 308)
Titel: Cithara Davidis poenitentis
Widmung: Abt Maximilian Rest (Scheyern)
Inhalt: 6 Miserere, 6 Tantum Ergo
Besetzung: C (38) A (38) T (36) B (38) Vl 1 (46) Vl 2 (46) Vc (54) O (58) L 1 AT (26) L 2 TT (24) BT (18) = 422 Seiten
Op 14a 1734 (R 309)
Titel: Holocaustoma ecclesiasticum
Widmung: Abt Anselm Godin (Regensburg)
Inhalt: 20 Offertorien, 6 Antiphonen
Besetzung: C (44) A (42) T (40) B (38) Vl 1 (48) Vl 2 (48) Vc (50) O (54) TL 1 (24) TL 2 (24) Ty (12) = 424 Seiten
Op 14b 1734 (R 310)
Titel: Holocaustoma ecclesiasticum
Widmung: Abt Joscio Hamberger (Niederaltaich)
Inhalt: 20 Offertorien, 6 Antiphonen
Besetzung: C (48) A (46) T (46) B (44) Vl 1 (56) Vl 2 (56) Vc (58) O (60) TL 1 (28) TL 2 (28) Ty (12) = 482 Seiten
Op 14c 1735 (R 311)
Titel: Holocaustoma ecclesiasticum
Widmung: Abt Berthold Dietmayr (Melk)/Abt Robert Leeb (Heiligenkreuz/St. Gotthard)
Inhalt: 20 Offertorien, 6 Antiphonen, 3 Tenebrae
Besetzung: C (52) A (48) T (48) B (46) Vl 1 (58) Vl 2 (58) Vc (56) O (62) TL 1 (28) TL 2 (28) Ty (14) = 498 Seiten
Op 15 1735 (R 312)
Titel: Dominicale complectens Offertoria
Widmung: Abt Carl Fetzer (Wien)/Abt Benedek Sajghó (Pannonhalma)
Inhalt: 50 Offertorien
Besetzung: C (46) A (46) T (46) B (46) Vl (42) Vc (50) O (52) AT (38) TT (38) = 404 Seiten
Op 16 1736 (R 313)
Titel: Antiphonale Marianum
Widmung: Provinzial Franz Molindes (Wien)/Abt Kilian Werlein (St. Lambrecht)
Inhalt: 24 Antiphonen
Besetzung: C (22) A (22) T (22) B (22) Vl 1 (20) Vl 2 (20) Vc (22) O (30) = 180 Seiten
Op 17 1736 (R 314)
Titel: Psalterium jucundum
Widmung: Ernst Freiherr von Girardi (Mariazell)
Inhalt: 4 Vespern, 5 Psalmen
Besetzung: C (40) A (36) T (32) B (38) Vl 1 (40) Vl 2 (40) Vc (40) O (44) C 1 (12) C 2 (12) Ty (12) = 346 Seiten
Op 18 1736 (R 315)
Titel: Cultus Marianus
Widmung: keine
Inhalt: 6 lauretanische Litaneien
Besetzung: C (22) A (20) T (18) B (20) Vl 1 (22) Vl 2 (22) Vc (22) O (20) ClC 1 (8) ClC 2 (8) Ty (8) = 190 Seiten
Op 19 1738 (R 316)
Titel: Sacrarium quadriforme
Widmung: Abt Gregor Stumm (Banz)
Inhalt: 4 Messen
Besetzung: C (42) A (42) T (38) B (38) rC (36) rA (36) rT (34) rB (34) Vl 1 (60) Vl 2 (60) Vc (60) O (64) Cl 1 (28) Cl 2 (28) AT (30) TT (30) Ty (14) = 674 Seiten
Op 20 1739 (R 317)
Titel: Hortus noviter exstructus germinans flores novos
Widmung: keine
Inhalt: 30 Offertorien
Besetzung: C (48) A (50) T (46) B (46) Vl 1 (42) Vl 2 (42) Vc (52) O (52) = 378 Seiten
Op 22 1743 (21750) (R 322)
Titel: Musicalischer Zeit-Vertreib auf dem Clavier
Widmung: keine
Inhalt: 60 Schlagarien
Besetzung: O (124) = 124 Seiten
1733 (R 318)
Titel: Ohren-vergnügendes und Gemüth-ergötzendes Tafel-Confect
Widmung: keine
Inhalt: 12 Stücke
Besetzung: C 2 (60) C 2 (36) B (32) O (28) = 156 Seiten
1737 (R 319)
Titel: Andere Tracht Des Ohren-vergnügenden und Gemüth-ergötzenden Tafel-Confects
Widmung: keine
Inhalt: 12 Stücke
Besetzung: C (40) C / A / Vl 1 (22) T / Vl 2 (22) B (36) O (40) = 160 Seiten
1739 (R 320)
Titel: Dritte Tracht Des Ohren-vergnügenden und Gemüth-ergötzenden Tafel-Confects
Widmung: keine
Inhalt: 15 Stücke
Besetzung: C (44) C / A / Vl 1 (30) T / Vl 2 (22) B (16) O (38) = 134 Seiten
1746 (Johann Caspar Seyfert)
Titel: Vierte Tracht des Ohren-vergnügenden und Gemüth-ergötzenden Tafel-Confects
Widmung: keine
Inhalt: 12 Stücke
Besetzung: C (28) A / Vl 2 (26) T (32) B / Vl 1 (32) O (38) = 156 Seiten