Zu einer Barockvesper war in die Klosterkirche St. Michael nach Münnerstadt eingeladen worden. Im Mittelpunkt der Feier stand die „Vespera Solemnis Nr. 2“ aus Opus II des Oberelsbacher Barockkomponisten und Benediktinermönchs Johann Valentin Rathgeber, welches er 1723 komponiert hatte. Den Gottesdienst leitet Pater Markus Reis. „Wir feiern zwar an jedem 2. Sonntag eine Vesper, aber heute dürfen wir diese sogar mehrstimmig begehen“, freute sich Reis. Und er hatte nicht zu viel versprochen: Majestätische Klänge erschollen im Kirchenschiff, die beiden Trompeter Rainer Nöth und Klaus-Peter Straub sorgten für eine besondere Stimmung. Martha Berger aus Münnerstadt leitete den Chor, Michael Stumpf überzeugte als Kantor. Das Vokalensemble bestand aus Mitgliedern der ehemaligen Jungen Kantorei Bad Neustadt und des Kirchenchores St. Kilian aus Nüdlingen. Das Konzert war sehr gut besucht, und die Zuhörer waren begeistert, wie sich am großen Applaus zeigte.
Schön war außerdem, dass man Johann Valentin Rathgeber einmal als ernsten Kirchenmusiker hören konnte. Macht doch diese Seite an ihm einen Großteil seines Werkes aus. Allzuoft wird er auf eines seiner Werke, das „Augsburger Tafel-Confect“, beschränkt, das Rathgeber zwar von seiner witzig-ironischen Weise zeigt, das OEuvre dieses Komponisten aber allzusehr einschränkt. Und in gewisser Weise bildete das Konzert in der Augustinerkirche diese beiden Charaktereigenschaften Rathgebers ab – gleichzeitig war es ein Ohrenschmaus, nicht jedoch ohne die christliche Botschaft hervorzuheben. Und auch dafür ist der Barock ja bekannt: einerseits Sinnenfreude, anderseits Sinnsuche und -findung. Klangvoll war die Barockvesper in der Klosterkirche.
(Björn Hein M.A. Mit freundlicher Genehmigung der Saale-Zeitung)