Im Rahmen des 2. Internationalen Rathgeber-Symposiums „An der Schwelle zur Klassik“ unter der Schirmherrrschaft von Altlandrat und Vorsitzenden des Stiftungsvorstand der Valentin-Rathgeber-Stiftung Dr. Fritz Steigerwald veranstaltet die Internationale Valentin-Rathgeber-Gesellschaft Oberelsbach e.V. am Samstag, den 5. Juni 2010 um 20.00 Uhr in der Elstalhalle Oberelsbach einen „ohren-vergnügenden und gemüth-ergötzenden“ Abend mit Werken des Oberelsbacher Barockkomponisten Johann Valentin Rathgeber (1682-1750). Neben einigen Instrumentalkonzerten aus Opus VI und Schlagarien aus Opusculum XXII stehen vor allem Rathgebers weltliche Lieder aus dem sog. Augsburger Tafel-Confect im Mittelpunkt der Veranstaltung. Mitwirkende sind Sonja Rahm (Sopran), Edith Hüttner (Sopran), Mathias Hüttner (Tenor), Berthold und Dr. Erasmus Gaß (Orgel), der Valentin-Rathgeber-Chor Oberelsbach sowie Mitglieder des Thüringisch-Bayerischen Kammerorchesters. Der Eintritt ist frei.
Das „Ohrenvergnügende und Gemüthergötzende Tafel-Confect“ ist wohl Rathgebers bedeutendstes und bekanntestes Werk. Es handelt sich hierbei um Liedsammlungen, die Rathgeber anonym in den Jahren 1733, 1737 und 1739 in drei Trachten (Teilen) veröffentlicht hat. Im Jahr 1746 folgte noch eine weitere Tracht von Johann Caspar Seyfert (1697-1767), der als Musikdirektor in Augsburg wirkte. Die Tafelconfecturen enthalten einstimmige Lieder, Duette, Terzette und Quartette, die entweder nur vom Cembalo/Orgel oder von zwei Violinen und Generalsbass begleitet werden. Im Gegensatz zur sog. Tafelmusik, die während der Einnahme des Hauptgerichtes dargeboten wird, ist das Tafel-Confect für den Nachtisch bestimmt.Rathgebers Tafel-Confect ist eine Sammlung von weltlichen Liedern mit sowohl zeitkritischen, aber auch sehr unterhaltsamen und nachdenklichen Liedern wie „Von der Begierd zum Geld“, „Der hat vergeben das ewig Leben“, „Von einem Politico“ oder „Ist etwas so mächtig“. Auch wenn Rathgeber bei diesen Musikstücken sowohl textlich wie auch musikalisch auf älteres Musiziergut zurückgriff (worauf er selbst in der ersten Tracht hinweist), konnte er in satzhafter Meisterschaft eine vergnügliche Sammlung volkstümlicher Musizierpraxis vorlegen, deren Popularität bis heute anhält, was sich in zahlreichen Bearbeitungen und Neueinspielungen niederschlägt.Schließlich wurde das „Tafel-Confect“ sogar nach dem Zweiten Weltkrieg zum Namenspatron einer Hörfunk-Sendung des Bayerischen Rundfunks (BR-Klassik). Diese Sendung wird bis heute Sonntag für Sonntag ausgestrahlt und gilt als älteste Sendereihe Europas.