Mit einem Geburtstagsständchen im Ersten Deutschen Tabakpfeifenmuseum Oberelsbach gedachte die Internationale Valentin-Rathgeber-Gesellschaft e.V. am 3. April dem Geburtstag des größten Sohnes der Marktgemeinde. Johann Valentin Rathgeber (1682-1750) wurde vor 329 Jahren in Oberelsbach als sechstes Kind der Eheleute Valentin und Anna Rathgeber geboren; er gehört zu den bedeutendsten Barockkomponisten Süddeutschlands. Neben musikalischen „Leckerbissen“ aus dem umfangreichen Schaffen Valentin Rathgebers wurden im Rahmen des Konzertes auch Informationen zum Leben und Werk Rathgebers dargeboten. Bei dem Konzert wirkten Carola Kroczek (Violine), Susanne Handwerker (Sopran) und der Präsident der Internationalen Valentin-Rathgeber-Gesellschaft Oberelsbach e.V. Berthold Gaß (Klavier) mit.
Mit dem Concerto 1 inB-Dur aus Opus VI in einer Bearbeitung der Internationalen Valentin-Rathgeber-Gesellschaft e.V. für Solovioline und Tasteninstrument eröffneten Carola Kroczek und Berthold Gaß das Konzert. Anschließend begrüßte die 3. Bürgermeisterin des Marktes Oberelsbach, Frau Ehrentraud Mai, die Konzertbesucher. Im Folgenden erklangen von Susanne Handwerker (Sopran) und Berthold Gaß (Klavier) die Lieder „Von der Gedult“ und „Vom gutem Gewissen“ aus dem „Ohrenvergnügenden und Gemüthergötzenden Tafelconfect“. Natürlich durften auch Schlagarien aus dem „Musicalischen Zeit-Vertreib auf dem Clavier“ (Opusculum XXII) nicht fehlen. Unter Klavier versteht Rathgeber alle Instrumente mit Klaviatur. „Schlag-Arien“ bedeutet, dass diese melodischen Stücke für Tasteninstrumente geschrieben sind, die - wie man damals sagte - „geschlagen“ wurden. Neben der Gesangsform der Arie kann dieser Gattungsbegriff auch instrumentale Spiel- und Tanzstücke oder zur Variation bestimmte Melodien bezeichnen. Es folgte das wohl bekannteste Lied Rathgebers: „Modicum, ein wenig“ oder besser bekannt als „Alleweil ein wenig lustig“. Abgeschlossen wurde der erste Teil dieses musikalischen Abends mit dem Violinkonzert4 in G-Dur aus Opus VI.
Im Gegensatz zur sog. Tafelmusik, die während der Einnahme des Hauptgerichtes dargeboten wird, ist das Tafelconfect für den Nachtisch bestimmt, wie es in dem 1672 erschienenen Musikalischen Tafel-Confect von Carl Briegel heißt: „Es scheinet aller orten gebräuchlich und üblich zu seyn, bey vorfallenden Tafel-Auffwartungen mit geistlichen oder anderen Musicalischen Stücken (biß die beißhungrigen Mägen erfüllet) den Anfang zu machen; Hernach aber bey Auffsetzung deß Confects, wann die Geister durch den edlen Reben-Safft schier ermuntert, solche wiederum mit lustigen und kurtzweiligen Sachen zu beschließen.“ In dieser Tradition erwartete die Besucher in der Pause eine kleine kulinarische Überraschung.
Der zweite Teil des Konzerts wurde mit dem Concerto 6 in d-Moll von Johann Valentin Rathgeber eröffnet. Es handelt sich hierbei um das einzige Instrumentalkonzert Rathgebers in Moll. Anschließend erklang aus der dritten Tracht des Augsburger Tafelconfects das Lied „Von der Music, ein Zeichen der Seeligkeit“. Nach zwei weiteren Schlagarien folgten die ersten von insgesamt 20 Strophen aus dem Lied „Von der Erschaffung Adam und Eva“. In diesem Lied schildert Rathgeber auf heitere Weise die Erschaffung der Welt bis zum Sündenfall. Abgerundet wurde das Geburtstagsständchen mit der Arie „Ubi Jesu“ aus Opus X „Vox sonora“ in einer Bearbeitung für Sopran, Violine und Tasteninstrument.
Zwischen den Musikstücken gab Frau Christel Kess Informationen zum Leben und Werk Valentin Rathgebers sowie zu den dargebotenen Musikstücken. Das Publikum dankte den Darbietungen der Musizierenden mit reichlichem Beifall. Als Zugabe wurde das Lied „Von der Hoffnung“ aus dem Augsburger Tafelconfect musiziert. Damit klang ein einzigartiges, informatives, aber auch unterhaltsames Konzert aus.