Deckblatt der Tenorstimme zur Zweitauflage von Opus XII Pars I aus der Dombibliothek Fritzlar 1743Prof. Dr. Friedhelm Brusniak, Inhaber des Lehrstuhls für Musikpädagogik am Institut für Musikforschung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Mitherausgeber der Zeitschrift Musik und Kirche sowie Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Dokumentations- und Forschungsstelle des Deutschen Chorwesens Feuchtwangen, und Michael Gerecke, Master-Student Musikpädagogik/Musikwissenschaft an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, haben in der Dombibliothek Fritzlar eine weltweit bisher unbekannte Zweitauflage der Ruralmessen Opus XII Pars I aus dem Jahr 1743 wiederentdeckt.

Offenbar war der Erfolg der Erstauflage von Opus XII Pars I "Missale tum rurale tum civile exhibens missas duodecim tum rurales tum civiles" aus dem Jahr 1733 nach zehn Jahren so groß, dass der Komponist und sein Augsburger Verleger Johann Jakob Lotter eine zweite Auflage für sinnvoll erachteten. Die Zweitauflage noch zu Lebzeiten des Komponisten ist ein Beleg für die Beliebtheit seiner Ruralmessen.

 

Ein sorgfältiger Vergleich der Erstauflage mit der in Fritzlar neu entdeckten Zweitauflage durch die beiden Musikwissenschaftler ergab, dass bei der Neuausgabe keine wesentlichen Änderungen vorgenommen wurden. Der Notensetzer war offenbar lediglich darum bemüht, die Notenblätter der einzelnen Stimmen seitenfüllend zu gestalten bzw. im Endergebnis Papier zu sparen. Das Titelblatt der zweiten Auflage der Tenorstimme wurde gegenüber der Erstauflage lediglich durch den Hinweis "publico secunda vice expositum" und die neue Jahreszahl verändert. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Neudruck von 1743 tatsächlich in Fritzlar in Gebrauch war.

Der sensationelle Fund in Fritzlar ist ein weiterer Beleg dafür, wie beliebt die Kompositionen Rathgebers im 18. Jahrhundert waren.